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Zeit für einen Karrierewechsel?

Verschiedene Ansätze für Ihre Entscheidungsfindung.

Wer hat nicht schon mal mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuschmeißen und ganz von vorn anzufangen? Vielleicht sogar in einer ganz anderen Branche? Schließlich liest man immer wieder von Menschen, die irgendwann beschlossen, einen radikalen Kurswechsel zu vollziehen – und damit Erfolg hatten, wie die beispielhafte Managerin, die heute als Biobäuerin tätig ist. Bei denen hat es doch auch geklappt, wieso sollte das nicht auch für Sie möglich sein?

Bevor Sie so einen weitreichenden Entschluss fassen, sollten Sie allerdings genau hinterfragen, was Ihre Beweggründe sind. Unsere nachfolgende Checkliste gibt Ihnen eine Entscheidungshilfe, wonach Sie besser beurteilen können, ob der Karrierewechsel wirklich notwendig ist – oder ob Sie auch andere Möglichkeiten ausschöpfen können, um sich in Ihrem Job wieder besser zu fühlen.

1. Aktuell frustriert oder langfristig unmotiviert?

Natürlich kann es sein, dass es im Job einmal nicht so gut läuft. Wie überall gilt auch im Arbeitsleben, dass es gute und schlechte Tage gibt. Manchmal hängt das mit äußeren Gegebenheiten zusammen, die Sie nicht beeinflussen können. Interne Umstrukturierungsmaßnahmen zum Beispiel sorgen mitunter dafür, dass sich Rollen und Aufgaben verändern, oder dass die Arbeitsbelastung ständig zunimmt, während sich immer weniger Erfolgserlebnisse einstellen.

Fragen Sie sich in dieser Situation:
  • Seit wann macht Ihnen Ihr Job schon keine Freude mehr?
  • Was genau sind die Ursachen dafür? Versuchen Sie, die für Sie ausschlaggebenden Faktoren so konkret wie möglich zu benennen. Also nicht „Der Chef nervt nur noch!“ sondern eher: „Bei den letzten drei Projekten habe ich nur langweilige Routineaufgaben zugeteilt bekommen und musste trotzdem viele Überstunden machen.“
  • Wie ist das Verhältnis zu Ihren Kollegen?
  • Wie waren Ihre Gestaltungsmöglichkeiten bisher?
  • Welche Aufgaben wünschen Sie sich, und was wäre nötig, um diese im bisherigen Unternehmen übernehmen zu können?
  • Können Sie absehen, ob die gegenwärtige Phase sich wieder verändern wird, oder ist realistischerweise damit zu rechnen, dass es so bleibt?


Vielleicht stellen Sie bei einer ehrlichen Bestandsaufnahme fest, dass Sie durchaus noch Optionen hätten, beispielsweise ein offenes Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten zu führen und Ihre Wünsche konkret offenzulegen. Oder Sie könnten sich fragen, wie Sie Ihre Rolle im Team aktiv verändern könnten, um mehr Akzeptanz zu erreichen. Manchmal ist auch schlicht ein Wechsel in eine andere Abteilung alles, was nötig ist, um wieder mehr Zufriedenheit im Job zu erreichen.

Wenn Sie jedoch merken, dass Ihr Frust tatsächlich bereits dazu geführt hat, dass Sie sich morgens nur noch unter großem Widerstand zur Arbeit schleppen oder sich bei Ihnen vielleicht schon erste körperliche Symptome melden, dann sollten Sie wirklich ernsthaft über einen Jobwechsel nachdenken. Ob es allerdings gleich in eine ganz andere Richtung gehen soll – das hinterfragen Sie im nächsten Schritt.

2. Nur Job- oder gleich Karrierewechsel?

Fragt man Coaches, die Menschen bei der beruflichen Neuorientierung beraten, ergibt sich häufig ein interessantes Bild: Viele Menschen kommen ins Coaching mit dem Wunsch, noch mal komplett neu durchzustarten. Wenn der aktuelle Frust überwiegt, ist das ja auch nachvollziehbar. In der Praxis ist es im Allgemeinen jedoch strategisch eher unklug, all das Wissen und die Erfahrung, die man auf dem bisherigen Karriereweg erworben hat, nun plötzlich ganz außen vor zu lassen. Denn in der neuen Branche steht man in Konkurrenz mit anderen, die hier schon jahrelang ihr Know-how aufgebaut und erweitert haben. Als Quereinsteiger hat man es da oft sehr schwer.

Wenn Sie also im Moment davon überzeugt sind, dass Sie wirklich etwas ganz Neues beginnen möchten, dann stellen Sie sich folgende Fragen:
  • Mit welchen Argumenten können Sie potenzielle Arbeitgeber davon überzeugen, dass sie von Ihrem Karrierewechsel profitieren?
  • Welche Tätigkeiten oder Kompetenzen aus Ihrer bisherigen Branche ließen sich problemlos in das neue Aufgabengebiet übertragen?
  • Wen kennen Sie bereits in der neuen Branche, der Ihnen Ihre Fragen beantworten oder neue Kontakte herstellen kann?
  • In welchen Netzwerken können Sie mehr Informationen finden?


Träume sind etwas Wunderbares, aber wir sollten sie auch auf ihre Realisierbarkeit abklopfen. Wenn sich dabei zeigt, dass es eine echte Chance gibt, Ihre Wünsche in die Tat umzusetzen: Legen Sie los!

Manchmal stellt sich bei näherer Betrachtung allerdings heraus, dass der vermeintliche Traumjob den Realitätstest nicht besteht. Vielleicht wird Ihnen klar, dass Gastronomen immer dann arbeiten müssen, wenn alle anderen frei haben. Oder Sie müssten größere Abstriche bei Ihrem Lebensstandard machen.

Was uns zum nächsten Punkt bringt: den Zahlen.

3. Weniger Geld, aber mehr Spaß?

Es sagt sich so leicht, dass man für mehr Freude und Erfüllung gerne auf ein paar Euro verzichten würde. Um eine nachhaltige Entscheidung treffen zu können, ist es daher wichtig, sich die Zahlen wirklich einmal genau anzusehen:
  • Wie hoch sind Ihre Lebenshaltungskosten im Moment? Rechnen Sie wirklich alle Verpflichtungen zusammen. Was davon könnten Sie ggf. reduzieren?
  • Wie lange würden Ihre Rücklagen reichen, wenn die Neuorientierung nicht gleich so funktioniert wie geplant?
  • Denken Sie auch an Rentenzahlungen und die Vorsorge für Ihr Alter. Was müssten Sie auch im neuen Job verdienen, um später entspannt Ihren Ruhestand genießen zu können?
  • Worauf wären Sie bereit zu verzichten, um Ihren Traumjob leben zu können?
  • Was bedeutet das für Ihre Familie? Würde sie mitziehen? Wie können Sie deren Bedenken entkräften?


  • Oft reden wir uns den neuen Job schön, weil wir vom alten einfach nur wegwollen. Das ist verständlich, doch wer mit überhöhten Erwartungen in die neue Richtung aufbricht, programmiert den emotionalen und möglicherweise auch finanziellen Absturz vor. Daher sollten Sie die Zahlen realistisch kalkulieren und sich nicht vom äußeren Schein blenden lassen.

    4. Bauchgefühl oder Vernunftentscheidung

    Gehören Sie zu den Menschen, die ihrer Intuition blind vertrauen? Das kann zwar in vielen Fällen hilfreich sein, aber bei Entscheidungen, die derart emotional besetzt sind wie ein Job- oder Karrierewechsel kann unser Bauchgefühl uns tatsächlich in die Irre führen. Das liegt daran, dass wir in emotional aufwühlenden Situationen nur noch das wahrnehmen, was zu unserem Gefühl passt. Wir deuten also alle Faktoren positiv, die scheinbar auf den Traumjob hinweisen, ignorieren aber konsequent diejenigen Aspekte, die vielleicht dagegensprechen könnten.

    Auch deshalb ist es sinnvoll, die Entscheidung für oder gegen einen Karrierewechsel nicht spontan zu treffen, sondern sich die nötige Zeit zu geben, Informationen einzuholen, die verschiedenen Faktoren gegeneinander abzuwägen und sich mit Vertrauten zu diesem Schritt auszutauschen.
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