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Teamarbeit

Wir alle spielen eine Rolle im Team.

Kommunikationscoach Mareike gr. Darrelmann im Interview

Wissen Sie genau, welche Rolle Sie im Team einnehmen? Läuft bei Ihnen Teamarbeit immer einwandfrei? Vielleicht ist es Zeit für eine Teamarbeitsanalyse. Mareike gr. Darrelmann ist studierte Kommunikationswissenschaftlerin und arbeitet seit vielen Jahren als Trainerin und Coach in den Bereichen Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Karriereservice.de bat Sie um ein Interview zum Thema „Gelungene Teamarbeit“.

Wie funktioniert Teamarbeit am besten, Frau Darrelmann?
Immer dann, wenn wir unterschiedliche Charaktere haben und damit unterschiedliche Stärken, was Effizienz und Ideenreichtum angeht. Genau das macht die Zusammenarbeit aber auch schwierig. Ich ecke viel schneller mit jemandem an, der anders ist, als mit jemanden, der so tickt wie ich. Kommunikation, Verständnis, Wertschätzung und Führung müssen daher funktionieren.

Sind ähnlich denkende Teammitglieder trotzdem keine gute Idee?
Teams aus gleichen Charakteren, arbeiten zwar harmonisch, produzieren aber auch schneller Einheitsbrei. In vielen Unternehmen wird daher bewusst in harmonische, routinierte Teams eingegriffen. Es wird dann ein „Störfaktor“ eingesetzt, der das Team aufrüttelt und so auch die Produktivität wieder neu in Gang setzt.

Was empfehlen Sie Führungskräften und Teamleitern?
Nehmen Sie sich die Zeit, ihr Team genau zu betrachten. Und geben Sie Ihrem Team auch die Zeit, in der jeder herausfinden und mitteilen kann, welche Stärken er hat. In der Teamarbeit sollte jeder die Möglichkeit bekommen, diese auch einzubringen. Oft ist es leider so, dass Andersartigkeit als Schwäche oder Problem empfunden wird.

Zum Beispiel?
Der „Ja, aber“-Sager. Er gehört mit Sicherheit nicht zu den Beliebtesten und wird schnell als „Nörgler“ abgestempelt. Seine Stärke im Team ist es aber, dass er ein Kritiker ist. Er hat Einwände, hinterfragt und entschleunigt im positiven Sinne. So bewahrt er übereilige Teams auch vor manchem Schaden. Leider werden Charaktere, wie er dennoch eher weniger wertgeschätzt.

Wie viele Charaktere gibt es denn in der Teamarbeit?
Es gibt unendliche Klassifizierungen. Ich arbeite mit Denkstrukturen. Das bedeutet, ich hinterfrage, wie Menschen Informationen aufnehmen, verarbeiten und weitergeben. Hierbei zeichnen sich vier Grundtypen ab: der Kritiker, der Analyst, der Lösungsorientierte und der Aktionstyp.


Wie kann man sich diese Einteilung in Typen vorstellen?
Es sind viel mehr Strategien, die wir alle in uns haben, doch mit unterschiedlichen Prioritäten. Manche machen beispielsweise erst eine Analyse, entwickeln daraus eine Lösung, betrachten diese kritisch und gehen dann in die Aktion. Andere entwickeln erst eine Lösung und kritisieren danach.
Wir haben alle eine unterschiedliche Herangehensweise an Aufgaben. Wenn wir aber gleichzeitig starten, hat der Eine als ersten Schritt eine Lösung, während der Andere gerade analysiert.

Was empfiehlt es sich in solchen Situationen zu tun?
Sich genau diese unterschiedlichen Strategien bewusst zu machen und darüber zu reden. Uns muss bewusst werden, wie wir arbeiten und welche Rollen wir einnehmen.

Und der Teamleiter?
Er oder sie muss steuern und dementsprechend den Leuten die Rollen geben, die zu ihrer Strategie passen. Der Job des unbeliebten Kritikers ist es dann „ganz offiziell“ zu kontrollieren, was auch dann jeder im Team akzeptiert. Nötig ist eine gut durchdachte Struktur, in der alle ihren Platz finden.

Wie könnte diese Struktur in der Teamarbeit konkret aussehen?
Dem Analysetypen gebe ich im Vorfeld schon die Aufgabe eine Präsentation auszuarbeiten und mit Fakten und Zahlen in das Meeting zu kommen. Wenn wir dann mit einem Brainstorming starten, darf der Lösungsorientierte beginnen. Daraufhin gilt es möglichst viele kritische Fragen zu stellen. Am Ende prüft man, welche Lösungen bleiben und inwiefern sich daraus Aktionen ergeben. Dadurch, dass jeder in seiner Rolle einen wichtigen Teil zur Teamarbeit beitragen konnte, wird er auch wertgeschätzt. Auch der „Nörgler“.

Kann man dieses Teamarbeits-Konzept zeitlich überhaupt im schnellen Arbeitsalltag einbinden?
Es lohnt sich am Anfang jeder Zusammenarbeit, sich kurz Zeit für die Rollenverteilung zu nehmen. Ansonsten kommt es zu Diskussionen oder Streitigkeiten – und nicht zu einem Ergebnis. Das ist doch Zeitverschwendung! Wenn uns bewusst ist, welche Rolle wir im Team spielen, spielen wir auch gerne mit. Sonst spielen wir, ohne dass wir die Spielregeln kennen und jeder spielt nach seinen Regeln.

Marie Timmreck
Karriereservice.de, 25.07.2013
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